Im Gespräch: Dennis DiRienzo und Mitglieder der Jungen Union Bad Vilbel.

Bad Vilbel. Das Kino Alte Mühle attraktiver für junge Menschen machen: Das wünscht sich die Junge Union Bad Vilbel. In ihrem Programm zur Kommunalwahl forderte sie deshalb: “Das Konzept des Kinos Alte Mühle ist unserer Ansicht nach auf ein erwachsenes Publikum ausgelegt. Wir wünschen uns hier ein jugendlicheres Programm und mehr (Aufenthalts-)Raum für junge Leute.”

Um über das Thema zu diskutieren, hat sich die JU nun mit dem Bad Vilbeler Kinomacher Dennis DiRienzo getroffen. Er ist verantwortlich für das Kino Alte Mühle und das Open-Air-Kino im Bad Vilbeler Freibad. „Das Kino Alte Mühle ist als Programmkino fester Bestandteil des Kulturzentrums“, erläutert DiRienzo, „im großen Saal sind im wöchentlichen Wechsel entweder Filme auf der Kinoleinwand oder Live-Programme auf der Theaterbühne zu sehen.“

In der Tat sei das Programm mehr auf Erwachsene als auf Jugendliche ausgelegt, bestätigt DiRienzo. Dies war jedoch nie konzeptionelles Ziel, sondern letztlich ein Effekt, der sich über viele Jahren entwickelt hat. Die Gründe sieht der Programmgestalter zum einen in den räumlich auf einen Saal beschränkten Möglichkeiten, in den Bedingungen der Filmwirtschaft und nicht zuletzt beim jungen Publikum selbst. Um für Jugendliche interessanter zu sein, müsste das Konzept grundsätzlich umgestellt werden. Denn um beispielsweise Superhelden-Filme der beliebten “Marvel”-Reihe zum Bundesstart zu spielen, müssen sich die Kinos verpflichten, den Film mindestens 14 Tage am Stück, in allen Vorstellungen zu spielen. Würde für Bad Vilbel mit seinem „Ein-Leinwand Kino“ die komplette Abkehr vom Konzept der Angebotsvielfalt bedeuten – und wirtschaftlich auch den Weg eines hohen Risikos.

Man stelle sich nur vor, dieser eine Film „floppt“, müsse aber zur Vertragserfüllung trotzdem weiter vor
leerem Saal gezeigt werden. Über kurz oder lang würde unter diesen Bedingungen schnell die Frage der Existenzberechtigung des Kinos Alte Mühle gestellt. Dazu kommt die bewährte, gleichberechtigte räumliche Nutzungsaufteilung des Alte Mühle-Saals zwischen Theater und Kino. Ein 14-tägiges „Durchspielen“ eines Film bedeute ja gleichzeitig den Verzicht auf das ebenfalls populäre Live-Angebot auf der Bühne. Für den Teamplayer DiRienzo nicht darstellbar.

Durch die Stadt finanziert

Viele bei Jugendlichen beliebte Filme seien zudem “Fan-Filme”, erklärt DiRienzo: “Das bedeutet, dass die Jugendlich nur allzu gerne direkt zum Start des Films mit ihren Freunden ins Kino strömen. Bis die Verleiher solche Blockbuster dann fünf Wochen nach Bundesstart für solche kleinen Programmkinos, wie unseres eines ist, freigeben, haben ihn alle Fans schon längst gesehen und kein Mensch käme mehr zu uns.” Bei solchen bekannten Filmen sind zudem die Mieten der Filmverleiher höher und für das Kino damit deutlich teurer. Da sich das Kino jedoch in kommunaler Trägerschaft befindet, also mit Steuergeldern betrieben wird, muss mit dem Geld auch besonders verantwortungsvoll und nachhaltig umgegangen werden.

Auch wenn Jugendliche nicht im Fokus des Konzepts stehen, ist das Kino Alte Mühle eine Erfolgsgeschichte. Von 1971 an gab es in Bad Vilbel viele Jahre gar kein Lichtspielhaus. Das änderte sich erst wieder 1991 mit der Eröffnung des Kinos Alte Mühle – schon damals unter Konzeption und Leitung von Dennis DiRienzo. Der Kinosaal in der Lohstraße fasst 120 Menschen, durchschnittlich seien davon pro Vorstellung rund 60 Plätze belegt: “Das ist für Kinos durchaus üblich, also guter Durchschnitt.”

Open-Air-Kino mit jüngerem Programm

Ein Highlight der Bad Vilbeler Kultur ist auch das Open-Air-Kino, das sich im Gegensatz zum „Indoor“-Kino Alte Mühle auch bei jungen Leuten großer Beliebtheit erfreut. Aufgrund des besonderen Formats kann DiRienzo hier die Jugendlichen auch bei der Programmplanung gezielt in den Blick nehmen. So liefen in den vergangenen 28 Jahre regelmäßig aktuelle Filmhits so zeitnah am Bundesstart, dass zu diesen Vorstellungen regelmäßig 1000 und mehr Menschen vor die Freibad-Leinwand strömten. Zu solchen Gelegenheiten steigt dann der junge Publikumsanteil auch schnell einmal auf 70 bis 80 Prozent.

Die allgemeine Entwicklung der Kinolandschaft beobachtet DiRienzo mit angespanntem Interesse. Denn hielte der aktuelle Trend an, könnte das besonders für die allein durch ihre schiere Größe sehr kostenintensiven Multiplexe (bedeutet fünf bis zwölf Leinwände in einem Haus) schnell existenzbedrohend werden, befürchtet DiRienzo. “Corona hat den Trend in Richtung Heimkino, Netflix und Co. maximal verstärkt.” Gleichzeitig hofft der Kinomacher jedoch mit dem Abebben des pandemischen Geschehens auf eine Rückkehr des Publikum zu „alter Tugend“: Einen Kinofilm wieder da zuerst erleben zu wollen, wo er auch hingehört, „nämlich auf die große Leinwand!“

Werbung für das Filmangebot

Aus Sicht der Jungen Union sollte das Kino Alte Mühle künftig stärker auf digitale Werbung setzen: “Mit gedruckten Programmheften und Plakaten an Litfaßsäulen erreicht man junge Menschen nur schwer”, so JU-Vorstandsmitglied und CDU-Stadtverordneter Christian Reitz. Ein großes Display, zum Beispiel auf dem Niddaplatz, könnte aktuelle Trailer zeigen und Werbung für das Angebot in der Alten Mühle machen: “Damit würde man auf zeitgemäßem Wege viel mehr Menschen erreichen und Lust auf Kino machen.”Damit würde man auf zeitgemäßem Wege viel mehr Menschen erreichen und Lust auf Kino machen.”

Dennis DiRienzo bedankte sich bei der Jungen Union über deren Interesse am Medium Kino und insbesondere für die engagierten Ideen zur Zukunftstauglichkeit des Vilbeler Kino.

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